Wenn die Eltern alt werden - the header image

Die Kümmergeneration

Von der Gesellschaft moralisch bewertet, von der Politik alleine gelassen, versucht eine ganze Generation ein Problem zu schultern, was es in dieser Schärfe bisher noch nicht gegeben hat.

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Wenn unser schlechtes Gewissen das Kommando übernimmt

Wenn unser schlechtes Gewissen das Kommando übernimmt

Fast alle Kinder alter Eltern berichten vom Moralapostel: Das ungebetene Teufelchen kommentiert unsere Reaktionen und Handlungen. Der humorlose Zeitgenosse neigt zum Mäkeln: So besuchen wir unsere Eltern nicht häufig genug und auf jeden Fall reicht unser Einsatz nicht aus. Wir sollten viel mehr für sie tun und undankbar sind wir zudem.

Offensichtlich scheinen wir die einzigen Rabenkinder zu sein

denn alle anderen unserer Generation opfern sich liebevoll auf. Selbst beschimpft werden wir: als Unmensch und Egoist mit mangelnder Empathie. Unser Moralapostel macht uns Vorhaltungen: Was unsere Eltern alles für uns getan haben und dass sie sich ihre Situation nicht aussuchten, wie wir nur so herzlos sein können, sie ihrem Schicksal zu überlassen, und dass wir sicherlich auch nicht möchten, dass uns so rücksichtslos begegnet wird. Wie wir überhaupt daran denken können, einen Urlaub zu planen und lieber unseren Hobbys nachzugehen, anstatt uns um unsere hilfsbedürftigen Eltern zu kümmern. Und unser hilfloses Argument, unsere Arbeitskraft erhalten zu müssen, wird umgehend als fadenscheiniger Vorwand beiseitegeschoben.

Unser Moralapostel entwickelt sich zum übellaunigen Feind, der uns das Leben schwermacht. Denn nur er als moralische Instanz weiß, was richtig ist.

Wenn der Moralapostel übermächtig wird, haben Kinder kaum eine Chance, Entscheidungen zu treffen, die das eigene Wohl berücksichtigen und Verständnis für die persönliche Situation zulassen. Der Moralapostel vertritt als Anwalt unserer Eltern nur deren Sicht, selbst wenn sie ihn weder engagiert haben noch mit dessen radikalen Meinungen übereinstimmen.

Lesen Sie weiter auf Seite 94 Kapitel II „Kinder alter Eltern: So geht’s uns wirklich“

Kommentare ( 2 )

  1. / AntwortCapri
    Ich fühle mich ganz oft so. Schon als Kind wollte ich mich selber bestrafen, wenn ich eine 'schlechte'Note bekommen habe oder mich über meine Eltern geärgert habe. Sie taten schon so viel und ich verhielt mich wie die schlechteste Tochter die man haben könnte. Objektiv betrachtet weiß ich, dass das nicht so ist, aber nichtsdestotrotz falle ich immer noch in diesen Teufelskreis.
    • / Antwortblambers
      Wer sich immer schon für eine schlechte Tochter hielt, für den wird sich das Thema verschärfen, wenn die Eltern alt werden und zunehmend mehr Unterstützung benötigen. Deshalb rate ich Ihnen: Nutzen Sie die Chance Ihre alten Themen zu bearbeiten, am besten mit professioneller Begleitung, dann ist es einfacher und effektiver. ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei. Herzliche Grüße von Birgit Lambers

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